Montag, 7. August 2023
Die Ratte
Donnerstag, 20. April 2023
So einfach wie möglich, koste es, was es wolle
Samstag, 15. April 2023
Wie cool diese Frau war
Wie cool diese Frau war, die, heute früh mit ihrem Hund am Spielplatz vorbeigehend, gesehen hat, was die gelangweilte Jugend in der Nacht angestellt hatte: Alle Schaukeln so oft sich überschlagen lassen, bis die Seile ganz aufgedreht waren und die Sitzflächen oben unter dem Gerüst hingen, unerreichbar für jedes Kind, das schaukeln wollte, sogar für jeden Erwachsenen, der sich danach streckte. Die Frau ist einfach hochgeklettert aufs Gerüst, ihre Füße in den gelben Gummistiefeln an den Querbalken eingehakt und sich raufgeschwungen, akrobatisch sah das aus und lässig, und hat die Schaukeln wieder runtergeholt. Als würde sie das jeden Morgen so machen, und wer weiß, vielleicht macht sie das ja auch.
Freitag, 14. April 2023
Eine Drehtür
Mir geht nicht aus dem Kopf, was Félix Ayoh’Omidire in der Ausstellung 'un_endlich: Leben mit dem Tod' erzählt. Dass es, der Vorstellung der Yoruba zufolge, drei Ebenen der Existenz gibt: Da sind diejenigen, die jetzt am Leben sind; diejenigen, die das Leben durchlaufen haben und als tot gelten, und diejenigen, die darauf warten, dass ihr Leben beginnt. "So, it's like a revolving door." Leben und Tod und dann wieder Leben; eine Drehtür. Owl said: Death's a door / That love walks through / In and out, in and out / Back and forth, back and forth, wie einer meiner ewigen Ohrwürmer lautet. Und es ist wohl so, denke ich: Selbst wenn ich ein Zimmer für mich allein hätte, wäre ich in diesem Zimmer nie allein.
Donnerstag, 6. April 2023
Dieser vorsichtige,
Dieser vorsichtige, besorgte, fast schon bestürzte Gesichtsausdruck, mit dem zwei Menschen vor dem Café in ihre zu üppig belegten Bagel beißen, und natürlich quillt was raus und fällt was auf den Teller. "Einfach wieder eine Einheitspartei gründen!", ruft ein Versprengter über die Straße, zusammenhanglos. "Ein Zimmer frei für eine Frau", der Aushang im Schaufenster des Krimskramsladens. Am Himmel jetzt der Abendstern, die Venus.
Montag, 3. April 2023
Ich erinnere mich genau an M.
Ich erinnere mich genau an M., daran, wie sie geschminkt war auf Kostümparty, die F. mal veranstaltet hat, mit einem lilafarbenen Gesicht und comicfigurhaft riesigen, über den Lidern aufgemalten Augen, die einen anstarrten, wenn M. selbst die Augen niederschlug oder schloss; daran, dass sie einzwei Jahre später bei F.s Junggesellinnenabschied hochschwanger war und daran, dass F. und ich wiederum einzwei Jahre später nach einem gemeinsamen Ausstellungsbesuch mit M. an der Binnenalster saßen
und sie, als ich sagte, ich hätte kein Kind, mit augenzwinkernder Bestimmtheit erwiderte: Noch nicht. Ich erinnere mich an all das, aber M., es ist ihr deutlich anzusehen, erinnert sich nicht an mich. Ach, du hattest auf der Kostümparty damals doch diese Augen, sage ich zu ihr, und sie lacht, eher überrascht als verlegen. Wir kommen im Trubel von F.s Geburtstagsfeier dann auch gar nicht dazu, uns weiter zu unterhalten. Aber dass es Menschen gibt, die anderen eher in Erinnerung bleiben, und solche, die eher andere in Erinnerung behalten, denke ich zwei Tage später unter der Dusche und verwerfe den Gedanken gleich wieder; etwas daran, dass das eine (Eindruck gemacht zu haben) mehr wert zu sein scheint als das andere (beeindruckt gewesen zu sein), geht mir gegen den Strich.